"Wir müssen lernen, uns wieder stärker für uns selbst einzusetzen" - bei ihrem Vortrag in der Lippstädter Volkshochschule appellierte Caroline Heß vom DGB NRW an die anwesenden Frauen, sich weiterhin für ihre eigenen Interessen einzusetzen. Denn: "Genauso wenig wie Fortschritte bei der Gleichstellung vom Himmel fallen sind die errungenen Erfolge auf ewig festgeschrieben", betonte auch Roswitha Lauber für den heimischen Frauenausschuss des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Passend zum Weltfrauentag war Caroline Heß gekommen, um über die aktuellen Herausforderungen der Frauen- und Gleichstellungspolitik zu berichten.
So steht der diesjährige Frauentag beim DGB unter dem Motto "Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten". So sind mindestens 300 000 - zumeist weibliche - Pflegekräfte, die ihren Beruf aufgegeben haben, bereit zur Rückkehr in ihren Beruf. Das ergibt sich aus einer Umfrage, die im Rahmen einer Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung erhoben wurde.
Diese Bereitschaft ist allerdings an Bedingungen gebunden: Die Befragten gaben an, dass sie eine bessere Bezahlung ebenso erwarten wie mehr Zeit für die Pflege, für Fortbildung, weniger lästige Dokumentationsarbeit im Alltag, mehr Wertschätzung, einen respektvollen Umgang von Vorgesetzten und verbindliche Dienstpläne.
Eigentlich keine Unmöglichkeiten, doch bisher gibt es wenig Bewegung. Die Folge: Ein Fachkräftemangel, der gar nicht sein müsste.
Aber auch in den anderen Bereichen der Wirtschaft würden Frauen gerne (wieder) mitarbeiten oder die Zahl der Arbeitsstunden erhöhen. Aber leider geht das oft nicht. So fehlen nach Angaben einer Studie der Bertelsmann-Stiftung allein in NRW in diesem Jahr rund 100.000 Betreuungsplätze in Kindertagesstätten und 24.000 Stellen für Erzieherinnen und Erzieher. "Leidtragende sind meist die Mütter, die gar nicht oder nur wenige Stunden arbeiten können", so Caroline Heß.
Wer also gegen den Fachkräftemangel vorgehen will muss für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sorgen. Auch das könnte aber schnell gehen: So wollen die Gewerkschafterinnen eine Reform der Minijobs hin zu einer sozialen Absicherung ab der ersten Arbeitsstunde und Änderungen im Steuerrecht wie die Abschaffung des Steuersplittings. So können Frauen sich eine eigene Existenzsicherung über ihr Arbeitseinkommen bis hin zu einer eigenen, armutsfesten eigenen Rente erarbeiten.
"Wer Fachkräfte will kann auf uns nicht verzichten." Heute informierte unser DGB Frauenausschuss in Lippstadt mit einem Infostand in der Fußgängerzone - am 11. März geht es mit Infos und guten Gesprächen in der Soester Fußgängerzone weiter!
Seit über 100 Jahren steht der Internationale Frauentag für die Gleichberechtigung von Frauen. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund und seine Gewerkschaften rufen jedes Jahr zum 8. März zu Aktionen auf, mit denen auf die ungleiche Behandlung von Männern und Frauen aufmerksam gemacht wird. Die Frauen im DGB blicken an diesem Tag auf den Wandel in der Arbeitswelt.
Unter dem diesjährigen Motto "Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten" lädt der DGB Kreisfrauenausschuss Soest am 28. Februar ab 18 Uhr Männer und Frauen in die VHS in Lippstadt, Barthstraße 2, zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion ein. Gesprächspartnerin ist Caroline Heß, Abteilungsleiterin für Frauen-, Gleichstellungs- und Familienpolitik des DGB NRW.
Hier bekommen Sie die Informationen aus dem VHS-Programm, hier das ganze VHS-Programm.
Die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Soest, Petra Nagel, hat – nach coronabedingter Pause – in diesem Jahr wieder eine Broschüre mit Veranstaltungen rund um den Internationalen Frauentag herausgegeben. Die 64-seitige Broschüre bietet viele Informationen rund um Frauenthemen. Außerdem listet sie auf, welche Aktionen, Vorträge und Vorführungen bis April im Kreis Soest stattfinden. Von One Billion Rising gegen geschlechtsspezifische Gewalt über den Equal Care Day, wo es darum geht, Sorgearbeiten gerechter zu verteilen, bis hin zum Internationalen Frauentag am 8. März – engagierte Frauen machen in den nächsten Wochen selbstbewusst auf noch bestehende Ungleichgewichte aufmerksam. Die Broschüre kann hier heruntergeladen werden.